Freitag, 13. Dezember 2024, 20.00 Uhr; club w71, Weikersheim
Vortrag/Buchvorstellung: Christoph Butterwegge: Umverteilung des Reichtums

Armut dringt seit geraumer Zeit bis in die Mitte unserer Gesellschaft vor, während sich der Reichtum immer stärker bei wenigen (Unternehmer-)Familien konzentriert. Weshalb geschieht das, und wie lässt es sich ändern? Aufgrund der bestehenden Wirtschaftsstrukturen, Eigentumsverhältnisse und Verteilungsmechanismen werden die Reichen immer reicher und die Armen immer zahlreicher. Tagtäglich findet Umverteilung statt – allerdings nicht von oben nach unten, sondern von unten nach oben: Unternehmensprofite, Veräußerungs- und Kursgewinne der Aktionäre, Dividenden, Zinsen, Miet- und Pachterlöse von Immobilienkonzernen fließen überwiegend in die Taschen materiell Bessergestellter, sind aber normalerweise von Menschen erarbeitet worden, denen erheblich weniger gehört, oft nicht einmal genug, um in Würde leben zu können. Deshalb muss Umverteilung künftig in die entgegengesetzte Richtung stattfinden – als Rückverteilung des Reichtums von Oben nach Unten, also zu denjenigen Menschen, die ihn erarbeitet und nicht geerbt haben.

Christoph_Butterwegge_by_WolfgangSchmidt

Es geht in dem Vortrag um die Ursachen der wachsenden sozialen Ungleichheit und die Maßnahmen, mit denen ihr Einhalt zu gebieten ist. Behandelt werden drei Ursachenbündel im Zusammenhang mit ausschlaggebenden (Fehl-)Entscheidungen von Parlament und Regierung: die Deregulierung des Arbeitsmarktes, die Demontage des Sozialstaates und die Deformation des Steuersystems. Als weitere Verstärker der Ungleichheit wirkten zuletzt die Covid-19-Pandemie, die Energiepreisexplosion aufgrund des Ukrainekrieges und die durch beide Krisenphänomene ausgelöste Inflation.

Zunächst wird die Frage beantwortet, warum es im bestehenden Wirtschafts- und Gesellschaftssystem überhaupt soziale Ungleichheit gibt; danach, weshalb sich die Kluft zwischen Arm und Reich zuletzt vertieft hat, und schließlich, was getan werden muss, um mehr Gleichheit und soziale Gerechtigkeit zu erreichen. Vordringlich erscheinen Christoph Butterwegge die Reregulierung des Arbeitsmarktes (gesetzliche Fixierung eines Lebenslohns, Festigung der Tarifbindung und Verbot prekärer Beschäftigungsverhältnisse), die Renovierung des Sozialstaates (Aufbau einer solidarischen Bürgerversicherung) und die Rekonstruktion des Steuersystems (Rückverteilung des Reichtums mittels höherer Besitz-, Kapital- und Gewinnsteuern).

Christoph Butterwegge hat von 1998 bis 2016 Politikwissenschaft an der Universität Köln gelehrt und in diesem Jahr die Bücher „Deutschland im Krisenmodus. Infektion, Invasion und Inflation als gesellschaftliche Herausforderung“ sowie „Umverteilung des Reichtums“ veröffentlicht. Wie kein anderer hat er sich in Deutschland um die Erforschung der Ursachen von Armut verdient gemacht.

https://www.christophbutterwegge.de/
Eintritt: 12 €; ermäßigt 8 € (Clubmitglieder, Studierende, Schüler*innen)